Dem Jahr 1582 fehlen zehn Tage
von Brigitte Squarr

Der Opernkomponist Gioachino Rossini zählte zu den Betroffenen, aber auch der sächsische Schriftsteller Erich Körner. Beide hatten ein Problem mit ihrem Geburtstag. Er fiel auf den 29. Februar, den Ausgleichs- oder "eingeschalteten. Tag eines Schaltjahres.

Der Schalttag, bereits 238 v. Chr. von den Ägyptern eingeführt, kam durch den Julianischen Kalender nach Europa. Bei der Umstellung des Kalenders vom Mond- zum Sonnenjahr 46 v. Chr. stand Julius Cäsar der alexandrinische Gelehrte Sosigenes zur Seite. Von ihm hörten die Römer, daß das Sonnenjahr aus 365,25 Tagen bestand. Die Vierteltage ergaben nach vier Jahren einen ganzen Tag, der dem letzten römischen Monat, dem Februar, als 29. Tag hinzugefügt wurde.

Die Rechnung der alten Ägypter war jedoch nicht exakt. Der tatsächliche Sonnenumlauf findet in genau 365 Tagen, fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden statt. Zu den niedergelegten 365,25 Tagen bestand eine Differenz von elf Minuten und 14 Sekunden. Zugegeben, in einem Jahr verschwindend gering, von 46 v. Chr. bis zum Jahre 1582 war sie jedoch auf zehn Tage angewachsen!

Diese Entwicklung blieb den Astronomen des Mittelalters nicht verborgen, und über die Zeitdifferenz wurde auf dem Konzil von Trient diskutiert. Mit Unterstützung des Gelehrten Antonio Lilio aus Ziro in Calabrien setzte Papst Gregor XIII. am 1. März 1582 den veränderten Julianischen Kalender, später Gregorianischen Kalender, fest. Die wohl bedeutendste Maßnahme dieser Kalenderreform war die Umstellung des Kalenders vom 4. Oktober 1582 auf den 15. Oktober 1582, zum Abbau der überschüssigen zehn Tage.

Damit sich keine erneute Differenz zwischen Sonnenjahr und Kalender aufbaute, errechnete Antonio Lilio, daß in jeweils 400 Jahren drei Schalttage ausfallen müßten. Es wurde festgelegt, daß in den Jahren voller Jahrhunderte, die nicht durch 400 teilbar sind - 1700, 1800, 1900 und als uns nächstes, das Jahr 2100 - die Schalttage gestrichen werden. Ganz synchron laufen Sonnenjahr und Kalender jetzt zwar immer noch nicht, doch die verbliebene Abweichung ergibt erst in 3333 Jahren einen Tag.

Nun war die Einführung des Gregorianischen Kalenders eine päpstliche Entscheidung, und da im gleichen Jahrhundert die kirchliche Spaltung stattgefunden hatte, war sie nicht überall zur gleichen Zeit durchzusetzen. Die Protestanten widersetzten sich der katholischen Anordnung. Erst 1700 führten die deutschen Protestanten den Gregorianischen Kalender ein, England folgte 1752 und die orthodoxen Christen Osteuropas stellten den Kalender erst in diesem Jahrhundert um.