Ratschlag für Pilzsucher
Von den guten nur die besten

von Doris Haupt

Wer sich "querwaldein" auf die Jagd nach Pilzen macht, sollte wissen, daß Pilze mit Bäumen zusammen Lebensgemeinschaften bilden. So findet man den Pfifferling, den wohl bekanntesten aller Pilze, sowohl im Nadel- als auch im Laubwald. Verwechseln kann man ihn mit dem Falschen Pfifferling, der aber einen dünneren, biegsamen Stiel und auch dünneres Hutfleisch besitzt, außerdem mehr orangefarben ist. Der Falsche wächst auch nur im Nadelwald. Er ist ebenso eßbar, aber nicht schmackhaft. Der richtige Pfifferling schmeckt nach Pfeffer, sollte daher eigentlich besser Pfefferling heißen.

Der Steinpilz gilt als wohl bester Speisepilz. Er wächst unter Eichen und Buchen; je nach Alter ändert er seine Farbe. In der Jugend kann er steingrau, ja weißlich sein, später dann rötlichbraun bis dunkelbraun. Sein Stiel ist immer genetzt. Seine Röhren sind zunächst weiß, später grünlich gelb. Hat man einen Pilz gefunden, der von oben wie ein Steinpilz aussieht und auch wie ein Steinpilz riecht, dessen Stiel ebenfalls genetzt ist, dessen Röhren aber rosig schimmern, ist es ein ungenießbarer Gallenröhrling. Wer nicht ganz sicher unterscheiden kann, sollte mit der Zunge kurz am Pilz lecken. Ein Gallenröhrling ist gallenbitter, aber nicht giftig. Doch bereits ein Exemplar würde ein gutes Pilzgericht verderben.

Fast in jedem Nadelwald findet man die Maronen. Es sind sehr gute Speisepilze. Sie ähneln den Steinpilzen und den Gallenröhrlingen, allerdings ist ihr Stiel nicht genetzt, sondern gestreift. Außerdem sind ihre Röhren niemals rosig, sondern hellgelb bis grüngelb. Ihr Fleisch blaut mehr oder minder bereits beim leichtesten Druck. Dagegen bleibt das Fleisch des Steinpilzes und auch des Gallenröhrlings weiß.

Beim Suchen nach Maronen findet man auch die Ziegenlippe. Ihr Hut ist in den Farben äußerst veränderlich, gelboliv oder graugelblich, dunkelbraunoliv bis braun, im Alter und bei Trockenheit felderig zerrissen. Die Röhren sind in der Jugend dottergelb und erst im Alter grüngelb. Das Fleisch ist unempfindlich gegen Druck, wodurch man ihn gut unterscheiden kann von sonst ziemlich ähnlichen Rotfuß-Röhrlingen, deren Fleisch äußerst druckempfindlich ist und grünblaue Flecken bekommt. Auch der Rotfuß-Röhrling ist eßbar und schmeckt mild und angenehm. In lichten Laubwäldern, auf Heiden, wo Birken stehen, ist der Birkenröhrling zu Hause. Er hat eine hellbraune bis dunkelgraubraune Kappe, weißliche, später schmutziggraue Röhren, die man leicht vom Hutfleisch ablösen kann. Sein sehr hoher Stiel hat schwärzliche Schuppen auf weißem Grund.

Auch die Rotkappen wachsen in Laubwäldern und auf Heiden, unter Zitterpappeln, Birken und Weiden. Man kann sie nicht mit dem Birkenröhrling verwechseln. Ihre Kappe nämlich ist, wie schon der Name sagt, rotbraun bis orangerot. Leider wird dieser Pilz beim Kochen schwarz. Ältere Exemplare sollte man nicht mit nach Hause nehmen, denn ihr Fleisch ist zu weich.

Begegnet man auf einem Streifzug durch den Wald einem weißen Pilz, wird es sich wahrscheinlich weder um einen Wiesen-, noch um einen Schaf-Egerling handeln, sondern um den berüchtigten weißen Knollenblätterpilz. Wie alle Wulstlinge besitzt er eine knollenartige Verdickung am unteren Stielende. Auch der sehr giftige Grüne Knollenblätterpilz gehört zu den Wulstlingen. Besonders ihn kann man leicht mit dem eßbaren grünen Täubling oder einem Ritterling verwechseln, die aber keine Knolle und auch keine Manschette haben. Es ist also unbedingt ratsam, die Pilze mitsamt ihrem ganzen Stiel gut zu betrachten. Denn eine Verwechslung bedeutet immer Lebensgefahr.

Wer "nur" 20 Pilzarten kennt, wird bereits als Pilzkundiger betrachtet. Ein "normaler" Pilzsammler sollte sich dagegen auf nur ganz wenige Arten beschränken, diese aber - und auch ihre giftigen Gegenstücke - ganz genau kennen. Pilzbücher, so sagt der Sachkundige, sind lückenhafte Hilfsmittel zum Erkennen der Pilze. Dafür ist die Vielfalt der Pilze zu groß. Ein Buch ersetzt nicht den Rat und die Erfahrung eines zuverlässigen Pilzkenners.

Es gibt kein einziges Hilfsmittel, um eßbare von giftigen Pilzen unterscheiden zu können. Man kann sie weder allein nur am Geschmack erkennen, noch am Geruch, am Verfärben, Spuren von Tierfraß sind kein Zeichen für Eßbarkeit. Giftpilze schaden Schnecken, Mäusen und Eichhörnchen nicht. Nacktschnecken sollen sogar mit Vorliebe die sehr giftigen Knollenblätterpilze fressen. Ein Silberlöffel oder eine mitgekochte Zwiebel können Zweifel nicht beseitigen. Das Gift wird nicht neutralisiert, wenn man Essig, Salz oder Natron der Speise hinzufügt. Die Natur warnt uns Menschen nicht!

Auch sollte man sich beim Sammeln nicht nur auf wenige Arten beschränken, sondern auch auf die Menge. Selbst noch nach so vielen Jahren seit Tschernobyl raten Wissenschaftler, pro Person nicht mehr als 250 Gramm Waldpilze zu essen.



 



Der Hallimasch-Pilz ist eßbar und gedeiht im Spätherbst an Baumstümpfen. Wenn er aber Kirsch- oder Zwetschgenbäume befällt, kümmern diese häufig oder sterben nach einiger Zeit sogar ab.