Die Eintagsfliegen
Sie leben für die Fortpflanzung

von Doris Haupt

Als Sinnbild für Kurzlebigkeit ist sie uns bekannt: die Eintagsfliege. Doch es gibt sie seit über 250 Millionen Jahren, in denen sich diese eigenartige Insektenart nahezu unverändert erhalten hat. Sie ist demnach das ursprünglichste fliegende Insekt.

Von den heute rund 2.000 Arten weltweit ist sie uns am besten bekannt. Alle Maifliegen, wie man sie auch nennt, sind überaus zart gebaut, klein bis mittelgroß, selten länger als 3,5 Zentimeter. Sie besitzen zwei Paar durchsichtige Flügel, die sie in Ruhestellung nach oben zusammenklappen. Typisch für Eintagsfliegen sind die drei, seltener auch zwei Endfäden an ihrem Hinterleib. Ein Merkmal, das sie mit den Urinsekten teilen.

Die Larven der Eintagsfliege leben in ungeheuren Mengen am Grunde unserer Bäche und Teiche. Manche von ihnen haben einen schmalen Körper und kräftige Endfäden, die der Fortbewegung dienen. Neben diesen freischwimmenden Larven gibt es auch kriechende, deren Körper stark behaart sind. Sie verankern sich damit im schlammigen Boden. Außerdem gibt es noch grabende Larven mit mächtigen Oberkiefern. Die Nahrung der Eintagsfliegen-Larven besteht aus sich zersetzenden Blättchen, aus herabsinkenden Stoffen sowie aus Algen. Die Larven wiederum stehen auf der Speisekarte von Fischen.

Schließlich verwandeln sich die Larven in ein Vorstadium der flugfähigen Eintagsfliegen und besitzen nun Flügel, die fein behaart sind und nicht benetzt werden. So können sie trocken aus dem Wasser emporsteigen. Schon bald schlüpfen etwa Ende Mai/Anfang Juni die uns bekannten Eintagsfliegen. Ihre Mundteile sind verkümmert, eine Nahrungsaufnahme daher unmöglich. Sie leben nämlich nur für die Fortpflanzung.

An warmen Abenden sieht man sie am Ufer unserer Gewässer in riesigen Scharen auf und ab tanzen oder wie Schneeflocken Lichtquellen umwirbeln. Die Männchen und Weibchen suchen sich zum Hochzeitsflug. Die Männchen sind mit ihren unterteilten Facettenaugen besonders gut zum Auffinden eines Weibchens ausgerüstet. Selbst in der Dämmerung können sie noch Bewegungen erkennen. Dicht über dem Wasserspiegel oder dem Boden trennen sich erst die Paare. Für die Weibchen beginnt nun die letzte, kurze Phase ihres Lebens, die Eiablage. Und wie alt werden nun die luftlebenden Eintagsfliegen? Meistens wenige Stunden. Manchmal sterben sie auch im hohen Alter von einigen Tagen.