Liebesabenteurer Casanova starb verarmt und verbittert
von Bernhard Pollmann

Der Name Casanova ist Synonym für den galanten Verführer, der von Liebschaft zu Liebschaft eilt, ein scheinbar jenseits der Moral stehender, beglückter und beglückender Lebemann - unfähig zu einer tiefen Bindung. Sein Ende vor 200 Jahren kennt kaum jemand: Am 4. Juni 1798 starb der venezianische Abenteurer und Schriftsteller Giacomo Girolamo Casanova verarmt, vereinsamt und verbittert als Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloß Dux in Böhmen.

Casanova, er wurde am 2. April 1725, also vor 275 Jahren, in Venedig geboren, wollte Priester werden, doch nachdem er die ersten Weihen erhalten hatte und in einer Predigt stockte, war ihm die Kanzel verleidet. In einem atemberaubenden Abenteurerleben zog der junge Mann kreuz und quer durch Italien, bis die Inquisition den 30jährigen verhaften ließ und ihn wegen Atheismus zu fünf Jahren Haft in den Bleikammern Venedigs verurteilte.

Aber auch dort gab es für Casanova kein Halten: Schlagartig in ganz Europa berühmt wurde er, als ihm nach gut einem Jahr die Flucht aus den als Hochsicherheitstrakten angelegten Folterverliesen der Inquisition glückte. Nun begann Casanovas "große Zeit. : Während 15 glanzvoller Abenteurerjahre war der geistreiche Verführer ein Star an den Höfen Europas und traf sich mit der Prominenz aus Politik, Klatsch und Kultur: Madame de Pompadour, Crébillon, Voltaire, Albrecht von Haller, Friedrich der Große, König Stanislaw Poniatowski von Polen, Graf Cagliostro.

Diese Zeit beschrieb der hochgebildete Casanova in seinen "Memoiren. , einem der kulturgeschichtlich bedeutendsten Quellenwerke des 18. Jahrhunderts. Die Memoiren gelangten in den Besitz des Verlags Brockhaus und erschienen zuerst auf Deutsch (1822 bis 1828), die erste französische Rückübersetzung aus dem Deutschen. Auf die Brockhaus-Ausgaben folgte eine Flut von Romanen und Komödien, die sich mit Casanova beschäftigten, wobei das Fin de Siècle Casanova zum Urbild des modischen, der Treue unfähigen Männertyps stilisierte.

Nicht in den Memoiren beschrieben ist Casanovas Zeit des Abstiegs. Der alternde Lebemann verdingte sich in Venedig als Spitzel der Inquisition, mußte Venedig wegen einer Beleidigung verlassen und konnte froh sein, in Paris auf den Grafen Waldstein zu treffen, der ihm auf Schloß Dux das Gnadenbrot gab.


 




Der hochgebildete Casanova, der vor 275 Jahren geboren wurde, hinterließ mit seinen "Memoiren. ein kulturgeschichtlich bedeutendes Werk des 18. Jahrhunderts.